Bereits während meines Einsatzes Mitte der 90-er Jahre an Bord der russischen Raumstation „Mir“, was „Frieden“ bedeutet, war ich von dem unglaublichen Ausblick überwältigt. Ich habe mir gewünscht, dass sich die Wirklichkeit hier auf unserem Planeten in nicht allzu ferner Zukunft mit dem wunderschönen, harmonischen Bild, das die Erde aus dieser ungewöhnlichen Perspektive bietet, decken wird. Dieser Wunsch hat sich in Anbetracht des Krieges, den Russland in der Ukraine begonnen hat, nicht erfüllt! Und auch die Vorstellung, dass wir durch die gemeinsamen Forschungsarbeiten an Bord von Mir und ISS, die letztendlich dem Wohle aller Menschen dienen, ein Signal für ein friedliches Miteinander geben können, hat durch diesen völkerrechtswidrigen Akt tiefe Risse erhalten.
Ich bin fassungslos und tief enttäuscht, dass die russische Regierung einen militärischen Angriff auf ein souveränes Land mitten in Europa durchführt! In Anbetracht all der leidvollen Erfahrungen zweier Weltkriege im letzten Jahrhundert, hatte ich genauso wie viele andere Menschen in Europa und weltweit gehofft, dass derartige militärischen Aggressionen der Vergangenheit angehören – offensichtlich ein fataler Irrtum!
Ich bewundere den Mut, die Standhaftigkeit und Besonnenheit der Menschen in der Ukraine! Ich werde dennoch die Hoffnung nicht aufgeben, dass viele Menschen in Russland, darunter viele meiner Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich im Rahmen meiner Raumfahrttätigkeit in all diesen Jahren zusammengearbeitet habe und mit denen mich so viele wunderschöne Erinnerungen ganz im Sinne dieser zuvor genannten Gedanken verbinden, die Absurdität dieser Entwicklung erkennen, auf die Beendigung dieses Krieges hinwirken und wir gemeinsam in Europa einen Neubeginn in Frieden schaffen werden!